Homepage des Proseminars Barock bei C. Busjan an der LMU München, SoSe 2020
Barock ist viel diskutiert und in der Forschung unterschiedlich beleuchtet, gewürdigt und eingeordnet worden. Schwerpunkt dieses Seminars soll der italienische Barock sein, der weit in Europa ausstrahlt – insbesondere mit einer Poetik der Affekte und einer Ästhetik der meraviglia: „È del poeta il fin la meraviglia … chi no sa far stupir, vada alla striglia“, sagt ja schon Marino zur Sache. Das Staunen markiert damit einen Anfang und zugleich ein Ziel der Dichtung und letztlich der Kunst des Barock. Staunen wiederum ist zuallererst eine Emotion, die freilich Wissen mit umschließt und die sowohl logisches oder reflektiertes Wissen als auch Erfahrungen oder Wahrnehmungen herausfordert.
Wir würden vor diesem Hintergrund den interessanten (Epochen-)begriff „Barock“ hinsichtlich seiner Möglichkeiten und Grenzen diskutieren, wichtige Gattungen anhand von Einzelwerken in den Blick nehmen und schließlich eine Poetik des Staunens freizulegen versuchen.
Sitzung 1: Barock?
„Mit diesem Wort – dem Wort Barock – ist […] soviel Verwirrung angerichtet worden, dass man es besser ausschaltet.“ (E. R. Curtius, Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter, Bern / München 1984, S. 227.)
übliche Herleitung des Begriffs: geistesgeschichtlich und kunsthandwerklich
- geistesgeschichtlich (seit dem 13. Jh. nachgewiesen): Modus einer Schlussfigur (eines Syllogismus): aus einer allgemein bejahenden und einer partiell „verneinenden Prämisse [wird] ein nur partiell verneinender Schluss gezogen; eine Schlußfigur, die zur Feststellung einer Banalität führt, […] z.B. <alle Philosophen sind weltfremd. Einige Menschen sind nicht weltfremd. Also sind einige Menschen nicht Philosophen.>“
- kunsthandwerklich (seit 1531 nachgewiesen): „C‘est un terme de joiaillerie qui ne se dit que des perles qui ne sont pas parfaitement rondes.“ (Antonie Furetières, Dictionnaire, 1690)
(Buck, Forschung zur romanischen Barockliteratur/ Croce, Il concetto del Barocco)